Warten auf ViDA: Die Modernisierung der Mehrwertsteuer für das digitale Zeitalter

Die Uhr tickt! Der EU-Vorschlag ViDA zur Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter schreitet voran. In diesem Artikel werden die wichtigsten Aspekte von ViDA erläutert – von der Beseitigung des derzeitigen Flickenteppichs der elektronischen Rechnungsstellung über die Bewältigung der Komplexität in Bezug auf Plattformen bis hin zu der Vereinfachung der Mehrwertsteuerregistrierung in mehreren Ländern. Das Verständnis der Herausforderungen und des Zeitplans von ViDA ist für Unternehmen und Regierungen von entscheidender Bedeutung, um sich auf die bevorstehenden Änderungen vorzubereiten.

Kernbereiche von ViDA: Ein dreigleisiger Ansatz

Die Europäische Kommission hat ViDA als Rahmenwerk vorgeschlagen, um das derzeitige Mehrwertsteuersystem an die globale Digitalisierung anzupassen. ViDA verfolgt drei Hauptziele:

  • Verringerung des Mehrwertsteuergefälles
  • Vereinfachung und Effizienzsteigerung des Mehrwertsteuerprozesses
  • Verbesserung der Datenanalyse

Wie wird ViDA diese Ziele erreichen?

Digitale Meldepflichten (Digital Reporting Requirements, DRR)

ViDA zielt darauf ab, den derzeitigen Flickenteppich der Vorschriften zur elektronischen Rechnungsstellung (E-Invoicing) und zur Echtzeit-Berichterstattung (E-Reporting) in den EU-Mitgliedstaaten zu beseitigen. Der Vorschlag sieht die Einführung eines standardisierten Systems vor, bei dem die elektronische Rechnungsstellung das Standardformat für innergemeinschaftliche Transaktionen wird. Dadurch wird eine Echtzeit-Berichterstattung für jede einzelne Transaktion möglich, die das derzeitige System der zusammengefassten Berichte ersetzt. Zu den Vorteilen gehören eine effizientere Steuererhebung und eine größere Transparenz.

Plattformökonomie

ViDA ist sich der Herausforderungen bewusst, die die Erhebung der Mehrwertsteuer im Bereich der Dienstleistungsplattformen oder Marktplätzen wie Airbnb oder Uber mit sich bringt, in der Unternehmen Transaktionen erleichtern, jedoch nicht unbedingt die direkten Verkäufer sind. Der Vorschlag untersucht das Konzept von „fiktiven Lieferanten“ („deemed supplier“) für bestimmte Transaktionen, wie z.B. Unterkünfte, Transport und digitale Dienstleistungen. Dadurch könnte die Plattform für die Erhebung und Abführung der Mehrwertsteuer bei bestimmten Transaktionen verantwortlich gemacht werden.

Einheitliche Mehrwertsteuerregistrierung in der EU

Derzeit müssen sich Unternehmen, die in mehreren EU-Ländern tätig sind, in jedem Land separat für die Mehrwertsteuer registrieren lassen. ViDA schlägt ein vereinfachtes System mit einer einzigen Mehrwertsteuerregistrierung für diese Unternehmen vor. Dies würde die administrativen Belastungen erheblich verringern und die Einhaltung der Vorschriften für Unternehmen mit einer paneuropäischen Präsenz erleichtern.

Die Umsetzung von ViDA: Herausforderungen und Lösungen

Der ursprüngliche Vorschlag für ViDA sah eine vollständige Umsetzung bis 2028 vor. Allerdings führte dieser ehrgeizige Zeitplan zu Bedenken seitens der Mitgliedstaaten. Länder mit gut etablierten Systemen für die elektronische Rechnungsstellung oder die Echtzeit-Berichterstattung, wie Frankreich und Italien, äußerten Besorgnis darüber, dass sie ihre bestehende Infrastruktur an das neue EU-Modell anpassen müssen, was zusätzliche Zeit und Ressourcen erfordern würde.

Angesichts dieser Herausforderungen wurden die ViDA-Verhandlungen über 2024 hinaus verlängert. Derzeit werden flexiblere Implementierungspläne diskutiert. Potenzielle Anpassungen umfassen:

  • Überarbeiteter Zeitplan: Es ist wahrscheinlich, dass die ursprünglich für 2028 angesetzte Frist verschoben wird, um einen realistischeren Zeitrahmen für die EU-weite Einführung zu ermöglichen.
  • Technische Spezifikationen: Es laufen Diskussionen zur Verfeinerung der technischen Details in Bezug auf Rechnungsstellung und Berichtsanforderungen. Dazu gehören Aspekte wie:
    • Zeitpunkt der Rechnungsausstellung
    • Akzeptanz von Sammelrechnungen
    • Zeitrahmen für die Berichterstattung nach einer Transaktion
  • Übergangsfrist: Ein wesentliches Diskussionsthema ist eine Übergangsfrist für Länder mit bestehenden Systemen. Diese würde es ihnen ermöglichen, sich schrittweise an das EU-Modell anzupassen und so Störungen und Kostenbelastungen zu minimieren.

Aktueller Status und zukünftige Auswirkungen

Aus mehreren Gründen ist es wichtig, die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem ViDA-Vorschlag genau zu verfolgen. Zum einen kann es zu potenziellen Verzögerungen im Zeitplan kommen. Änderungen am ursprünglichen Vorschlag betreffen die zeitliche Planung der Umsetzung sowie die technischen Spezifikationen zur Rechnungsstellung, Akzeptanz von Sammelrechnungen und zu Meldezeiträumen. Diese Anpassungen könnten die Vorbereitungs- und Anpassungsstrategien für Unternehmen in ganz Europa beeinflussen.

Was bedeutet die Verzögerung für Unternehmen?

  • Planung von Ressourcen und Budget
  • Umgang mit sich überlappende Vorgaben
  • Testen unfertiger Lösungen für die elektronische Rechnungsstellung
  • Schätzung des wahrscheinlichsten Zeitplans
  • Vorbereitung in größtmöglichem Umfang
  • Nutzung von freiwilligen Phasen und Pilotprogrammen
  • Einsatz eines externen Anbieters als zentraler Ansprechpartner

Zudem gehen die Auswirkungen des ViDA-Vorschlags über die EU hinaus und betreffen die Mehrwertsteuerregelungen in ganz Europa. Länder mit bestehenden Systemen für die elektronische Rechnungsstellung oder Echtzeit-Berichterstattung müssen sich an das neue EU-Modell anpassen, was erhebliche Änderungen und Investitionen erfordern kann. Daher ist es entscheidend, die Ergebnisse der ECOFIN-Diskussionen zu verfolgen, um regulatorische Anpassungen vorherzusehen und sich auf die zukünftige Landschaft der Mehrwertsteuerregelungen in Europa vorzubereiten.

Vorbereitung auf ViDA: Fazit

ViDA stellt eine überzeugende Vision für ein effizienteres und harmonisiertes Mehrwertsteuersystem im digitalen Zeitalter dar. Durch den Einsatz von Technologie kann ViDA die Steuererhebung vereinfachen, die administrativen Belastungen für Unternehmen reduzieren und eine größere Transparenz fördern.

Während sich ViDA weiterentwickelt, ist es wichtig, die potenziellen Auswirkungen auf verschiedene Interessengruppen zu untersuchen. Regierungen haben die Möglichkeit, ViDA zu nutzen, um die Steuerverwaltung zu vereinfachen und potenziell die Einnahmen zu steigern. Unternehmen sollten sich über die Umsetzung von ViDA informieren und ihre Prozesse entsprechend anpassen.

 

Wie Sie mit verschobenen Fristen zur Einführung von E-Invoicing in verschiedenen Ländern umgehen, lernen Sie von den Spezialisten für elektronische Rechnungsstellung Ellen Cortvriend (Partnerin – Leiterin des PwC Center of Excellence für elektronische Rechnungsstellung und -berichterstattung), Rafał Trojanowski (Leiter der Rechtsabteilung bei Comarch) und Katya Kancheva (Business Solution Managerin bei Comarch) im Webcast „How to Navigate E‑Invoicing Postponements“.

 

Bereiten Sie sich rechtzeitig auf die bevorstehenden E-Rechnung-Pflichten in Anbetracht der ViDA-Initiative vor und besprechen Sie Ihre Herausforderungen und mögliche Lösungen mit unserem Expertenteam:

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