Treueprogramme im Branchenvergleich: Was Banken lernen können, um die Kundenbindung zu stärken
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Verbraucherinnen und Verbraucher können heute ihren Anbieter für Finanzdienstleistungen fast so einfach wechseln wie ihre Lieblingsmüslimarke. Sie erwarten von Bonusprogrammen ihrer Bank, dass sie genauso bequem und personalisiert sind wie ihre Treueprogramme im Einzelhandel. Bankgeschäfte sind jedoch oft seltener und weniger „unterhaltsam“, was es schwieriger macht, Kundenloyalität aufzubauen. Banken müssen diese „Engagement-Gap“ durch ein Umdenken in Sachen Loyalität schließen.
In diesem Artikel:
- Erfahren Sie, wie sich Treueprogramme im Einzelhandel, bei Airlines, Telekommunikationsunternehmen, Tankstellen und Reiseanbietern vom traditionellen Bankenmodell unterscheiden
- Entdecken Sie, was erfolgreiche Loyalty-Programme von Banken im Jahr 2025 auszeichnet
- Lernen Sie reale Beispiele erfolgreicher Kundenbindungsprogramme im Finanzdienstleistungsbereich kennen
- Identifizieren Sie Chancen, wie Sie Loyalität an sich wandelnde Kundenerwartungen anpassen können
- Verstehen Sie Loyalty als langfristigen Treiber vom Kundenwert
Kundenloyalität im Banking
Kundenbindung wird für Banken zunehmend zur strategischen Priorität – und das aus gutem Grund. Verbraucherinnen und Verbraucher sind personalisierte Vorteile und nahtlose Erlebnisse gewohnt – und erwarten dasselbe von ihrer Bank. Laut Accenture sind jedoch nur 45 % der Bankenkundinnen und -kunden mit den erhaltenen Prämien zufrieden.
Trotz Herausforderungen wie wenigen täglichen Kontaktpunkten, strengen Regulierungen und wachsendem Wettbewerb durch Fintechs verfügen Banken über wertvolle Assets, mit denen sie tiefere, langfristige Kundenloyalität aufbauen können.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, übernehmen Banken zunehmend Erfolgsstrategien aus anderen Branchen: etwa gestufte Belohnungssysteme aus der Luftfahrt, personalisierte Angebote wie im Einzelhandel und Lifestyle-Partnerschaften aus der Reisebranche.
Im Nahen Osten orientieren sich Banken zunehmend an koalitionsbasierten Loyalty-Modellen, indem sie ihre kartenbasierten Bonusprogramme mit denen anderer Branchen wie Airlines, Telekommunikationsunternehmen und großen Einzelhändlern verknüpfen. Diese Strategie erhöht den Kundennutzen, steigert Einlösemöglichkeiten und stärkt Partner-Ökosysteme. Comarch hat in der Region zahlreiche solcher Integrationen begleitet und führenden Banken geholfen, vernetzte Loyalty-Erlebnisse zu schaffen, die Engagement und branchenübergreifende Kooperation fördern.
Der Loyalty-Programm Branchenvergleich
Einzelhandel vs. Banken
Treueprogramme im Einzelhandel zählen zu den kundenorientiertesten und technologisch fortschrittlichsten Programmen. Aufgrund hoher Kaufhäufigkeit und datengestützter Prozesse haben Händler Methoden entwickelt, die Banken übernehmen können.
Hohe Kontaktfrequenz: Einzelhandelsunternehmen interagieren wöchentlich oder sogar täglich mit Kundinnen und Kunden und fördern Loyalität durch kontinuierliche Belohnungen bei alltäglichen Einkäufen. Banken sehen ihre Kundschaft dagegen deutlich seltener (wenige Transaktionen pro Monat). Eine Steigerung der Interaktionsfrequenz wäre z. B. durch kleine Belohnungen für regelmäßige Online-Banking-Logins, Sparleistungen oder Karteneinsätze möglich – ähnlich wie Apps im Einzelhandel tägliche Check-ins belohnen.
Personalisierung & datengetriebene Angebote: Händlerinnen und Händler nutzen Kaufdaten und KI zur gezielten Ausspielung von Angeboten. Banken verfügen über umfassende Transaktionsdaten und könnten durch die Analyse von Ausgabemustern personalisierte Vorteile bieten – z. B. Cashback in der wichtigsten Ausgabenkategorie oder spezifische Angebote wie Restaurantvorteile für Gourmets oder Reisepunkte für Vielreisende.
Omnichannel-Erlebnis und nahtlose UX: Der Einzelhandel war Vorreiter darin, digitale und stationäre Erlebnisse miteinander zu verbinden. Viele Händlerinnen und Händler bieten heute kreative, meist digitale Loyalty-Karten an, die in Filialen und online einsetzbar sind – mit Apps zum Scannen, Self-Checkout oder Abholung. Banken könnten hier ebenfalls ansetzen – z. B. mit Apps, die Filialbesuche durch mobile Check-ins oder Warteschlangenmanagement vereinfachen.
Mitgliedschaftsmodelle & kostenpflichtige Loyalty-Programme: Premiumprogramme wie Amazon Prime oder die Executive-Mitgliedschaft bei Costco vermitteln Exklusivität und sofortigen Mehrwert (z. B. kostenloser Versand, Sonderrabatte), was Loyalität stärkt. Banken könnten ähnliche Modelle testen – z. B. abonnementbasierte Pakete mit besseren Konditionen, Gebührenbefreiungen und Exklusivleistungen (eine Art „Premium-Retail-Banking“-Mitgliedschaft).
Der Einzelhandel zeigt: Kundenbindung im Banking muss aktiv gestaltet werden – durch häufige, datenbasierte Interaktionen. Banken sollten Loyalty-Management-Lösungen implementieren, die Kundendaten analysieren und z. B. ermitteln, ob eine Kundin oder ein Kunde regelmäßig bei einem bestimmten Händler einkauft – um dann Bonuspunkte oder Rabatte für diesen Händler über die Kreditkarte der Bank anzubieten.
Banken sollten zudem in digitale Belohnungen und App-Funktionalitäten investieren, um ihre Kundinnen und Kunden zwischen größeren Transaktionen aktiv zu halten. Kurz: Banking sollte interaktiver und persönlicher werden. Wenn sich Kundinnen und Kunden durch personalisierte Angebote wahrgenommen und durch bequeme Services wertgeschätzt fühlen, entsteht eine Art von Loyalität, wie sie der Einzelhandel perfektioniert hat.
Airlines vs. Banken
Die Luftfahrtbranche war Vorreiter bei modernen Bonusprogrammen, beginnend mit den Vielfliegermeilen in den frühen 1980er Jahren. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich diese Programme zu komplexen, gestuften Ökosystemen entwickelt, die eine tiefe Kundenbindung schaffen.
Gestufte Prämien und Statuslevels: Fluggesellschaften beherrschen „Loyalty-Tiers“ und bieten mit jedem Level zusätzliche Vorteile – was eine aspirative Loyalität erzeugt: Reisende streben den nächsten Status an. Auch Banken können diese Struktur übernehmen, um einen höheren „Share of Wallet“ zu fördern.
Partner-Ökosysteme: Airlines haben früh gelernt, dass Partnerschaften den Wert eines Treueprogramms erweitern. Banken besitzen die Daten und die Positionierung, um ähnliche Netzwerke zu schaffen. Eine Bank könnte z. B. mit beliebten Einzelhandels-, Reise- oder Lifestylemarken kooperieren, um Punkte oder Cashback für Ausgaben in diesen Kategorien anzubieten. Viele Banken tun dies bereits über Kreditkarten-Portale – aber es gibt noch viel Potenzial für Expansion.
Emotionale und erlebnisorientierte Loyalität: Airlines verkaufen Status und Anerkennung. Banken könnten dies nutzen, indem sie das Prestige ihrer Programme erhöhen – z. B. mit VIP-Hotlines für Top-Kundinnen und -Kunden, Einladungen zu exklusiven Events (vergleichbar mit Einladungstiers bei Fluggesellschaften) oder physischen Statussymbolen (z. B. Metall-Kreditkarten wie Kofferanhänger für Vielflieger). Erlebnisprämien könnten ebenfalls eine Rolle spielen: Einige Banken bieten bereits Zugang zu Reisekreditkarten-Lounges oder Luxusreisen zur Punkte-Einlösung.
Einfachheit und Flexibilität: Banken sollten ihre Treueprogramme leicht verständlich und nutzerfreundlich gestalten. Die besten Programme im Jahr 2025 gehen über undurchsichtige Punktesysteme hinaus – etwa durch Einlösen der Punkte für Bankprodukte (Darlehensrückzahlung, Gebührenerlass, Zinsbonus) oder Alltagsausgaben. Diese praktische Flexibilität erhöht den wahrgenommenen Wert.
Die Airline-Branche hat gezeigt, wie wirkungsvoll Kundenbindungsprogramme sein können. Banken können diese Erkenntnisse nutzen, um ihre Programme zu verbessern. Dazu gehören gestufte Loyalty-Programme, starke Partnernetzwerke und emotionale Bindung durch exklusive Vorteile.
Gleichzeitig sollten Banken Fehler vermeiden, die Airlines gemacht haben – etwa unfaire Prämienkürzungen. Statt kurzfristigem Profitdenken steht langfristiger Kundenwert im Fokus. Richtig umgesetzt, können Bankprogramme wie Vielfliegerprogramme selbst zur Profitquelle werden.
Telekommunikation vs. Banken
Die Telekommunikationsbranche – insbesondere Anbieter von Mobilfunk- und Internetdiensten – ist zwar nicht so bekannt für ihre Treueprogramme wie die Luftfahrt- oder Einzelhandelsbranche, sieht sich aber mit einer besonders hohen Kundenfluktuation in einem gesättigten Markt konfrontiert. Telekommunikationsdienstleister haben mit Loyalty- und Retention-Strategien geantwortet, von denen Banken lernen können – insbesondere, da sie zunehmend mit der Wechselbereitschaft ihrer Kundinnen und Kunden sowie Multi-Banking-Konstellationen konfrontiert sind.
Fokus auf Kundenbindung bei wenigen Touchpoints: Ähnlich wie Banken haben Telekommunikationsunternehmen nach Vertragsabschluss nur wenige Berührungspunkte mit der Kundschaft. Loyalty-Programme im Telekommunikationssektor setzen auf zusätzliche Anreize, um Kontaktpunkte zu schaffen und Kundenbindung zu fördern. Banken könnten Ähnliches tun – z. B. durch wöchentliche Gewinnspiele für Kundinnen und Kunden, die ihre Debitkarte regelmäßig nutzen, oder durch überraschende Cashback-Gutschriften bei Erreichen von Sparzielen.
Omnichannel- und digitale Interaktion: Telekommunikationsfirmen haben ihre Kundenerlebnisse über Filialen, Call-Center und digitale Kanäle hinweg konsolidiert – ähnlich wie Banken. Digitale Plattformen wie mobile Apps ermöglichen die Verwaltung von Punkten, das Tracking von Prämien und Kontoaktivitäten. Auch Bank-Apps sollten als zentrale digitale Loyalty-Wallet fungieren – mit Informationen zu Punktestand, Statuslevel und verfügbaren Angeboten direkt neben dem Kontostand.
Herausforderungen und Chancen bei der Personalisierung: Loyalty-Initiativen im Telko-Sektor wurden oft wegen mangelnder Individualisierung kritisiert. Banken verfügen jedoch über mindestens ebenso reichhaltige Kundendaten und kennen ihre Kundinnen und Kunden traditionell besser. Durch gezielte, datenbasierte Trigger können Banken die Relevanz steigern – etwa indem sie feststellen, dass eine Kundin regelmäßig Mobilfunkrechnungen bezahlt und dafür Bonuspunkte anbieten, wenn sie die Bankkreditkarte nutzt.
Gamification und langfristige Treueanreize: Telekommunikationsanbieter experimentieren mit spielerischen Elementen – z. B. Badges für langjährige Kundinnen und Kunden. Auch Banken könnten Loyalität über Transaktionen hinaus spielerisch fördern – etwa durch Jubiläumsprämien für jedes weitere Jahr mit dem Institut oder durch steigende Belohnungen bei langfristiger Produktnutzung (z. B. wachsender Zinsbonus auf Sparkonten oder zunehmendes Cashback bei jahrelanger Kreditkartennutzung).
Die Telekommunikationsbranche zeigt, wie wichtig kontinuierliches Engagement zur Kundenbindung ist. Banken sollten proaktiv agieren, bevor Kundinnen und Kunden abwandern – und Treue mit Vorteilen belohnen, bevor Unzufriedenheit entsteht. Dazu zählen Überraschungsboni, Statuslevel basierend auf Kundenbeziehung oder die nahtlose Einbindung des Loyalty-Programms in den digitalen Alltag.
Loyalität sollte als Kernprodukt verstanden werden. Kundinnen und Kunden sollten das Gefühl haben, dass sie mit jeder Interaktion mehr Wert freischalten – den sie verlieren würden, wenn sie die Bank verlassen. Diese Art von Trägheit wirkt im Sinne der Bank – ganz ähnlich wie Telcos versuchen, mit gebündelten Angeboten und Prämien Kundinnen und Kunden langfristig zu binden.
Tankstellen & Mineralölhandel vs. Banken
Auf den ersten Blick scheint der Kauf von Kraftstoff ein ganz anderes Erlebnis zu sein als die Nutzung von Bankdienstleistungen. Tankvorgänge sind meist transaktionsgetrieben, preis- und bequemlichkeitsorientiert. Dennoch hat sich die Kraftstoffbranche stark auf Loyalty-Programme gestützt, um sich in einem hart umkämpften, margenschwachen Markt abzuheben. Banken können daraus lernen, wie man aus einer Commodity-Transaktion eine Beziehung aufbauen kann.
Koalitions- und branchenübergreifende Prämien: Tankstellenprogramme reichen oft über das reine Tanken hinaus und erkennen an, dass ein Tankvorgang nur ein Berührungspunkt im Alltag ist. Viele Kreditkartenprogramme ermöglichen bereits die Umwandlung von Punkten in Meilen oder andere Prämien. Banken könnten dies weiterentwickeln und eigene Loyalty-Koalitionen ins Leben rufen – etwa eine bankgeführte Prämienwährung, die bei einem Netzwerk von Einzelhändlern, Fluggesellschaften, Tankstellen und weiteren Partnern gesammelt und eingelöst werden kann. Loyalty-Programme im Finanzbereich könnten sich zu Lifestyle-Programmen entwickeln, bei denen die Bank als zentrale Verbindungsplattform zwischen Branchen fungiert.
Gamification und gestufte Anreize: Tankstellen setzen kreative Impulse zur Erhöhung der Besuchsfrequenz – etwa mit digitalen Rubbellosen oder Glücksradaktionen in Apps. Banken könnten ähnliche spielerische Mechanismen nutzen, um finanzielles Verhalten zu fördern: Punkte oder Badges für den Abschluss eines Finanzbildungsmoduls, das Erreichen von Sparzielen oder die Nutzung neuer Services. Einige Fintech-Apps setzen bereits auf Fortschrittsbalken und Challenges zur Förderung des Sparverhaltens.
Personalisierte, datengetriebene Angebote: Führende Tankstellenprogramme nutzen Daten, um Promotions gezielt auszuspielen – Banken können dies ebenso tun. Wenn z. B. auffällt, dass eine Kreditkarte seit einem Monat nicht verwendet wurde, könnte eine personalisierte Bonusaktion in der App erscheinen, um die Nutzung wieder anzuregen. Personalisierung durch KI und Analytics ist ein Erfolgsfaktor in der Kraftstoffbranche – Banken könnten Loyalty-Angebote auf individuelle Finanzreisen zuschneiden (z. B. doppelte Punkte auf Hypothekenzahlungen für Erstkäuferinnen und -käufer, Sonderangebote für junge Eltern im Bereich Bildungssparen).
Ökosysteme und Lifestyle-Vorteile über das Tanken hinaus: Tankstellen positionieren sich zunehmend als umfassende Service-Hubs. Loyalty-Programme beinhalten heute auch Einkäufe im Shop, Gastronomieangebote, E-Ladestationen oder Nachhaltigkeitsprämien. Die Lektion für Banken: Über das klassische Bankgeschäft hinausdenken. Einige Institute bieten bereits Lifestyle-Perks wie Eventtickets oder Kulinarik-Erlebnisse für Punkte an.
Die Kraftstoffbranche zeigt, dass selbst in margenschwachen, transaktionalen Märkten Loyalität möglich ist – durch Mehrwert und positive Nutzererlebnisse bei jeder Interaktion. Für Banken bedeutet das: Loyalty muss Teil des Alltags werden. Mit strategischen Partnerschaften und konsequenter Relevanz bei alltäglichen Ausgaben kann das Programm dauerhaft im Leben der Kundinnen und Kunden verankert werden.
Auch im Banking sollte gelten: Jede Interaktion ist eine Chance zur Kundenbindung – sei es eine Hypothekenzahlung, ein App-Login oder der Einsatz der Debitkarte. Wenn diese Interaktionen anerkannt und belohnt werden, entsteht eine Gewohnheit – ähnlich wie Fahrerinnen und Fahrer eine günstigere Tankstelle meiden, um dort zu tanken, wo sie Punkte und Vorteile erhalten.
Reise & Hospitality vs. Banken
Die Reisebranche hat eine lange Tradition in der Kundenbindung – ähnlich der Luftfahrt. Große Hotelketten verfügen über umfangreiche Treueprogramme, die dazu animieren, innerhalb der Markenfamilie zu bleiben. Diese Programme setzen stark auf Erlebnisse und den Customer Lifetime Value – Aspekte, von denen Banken sich inspirieren lassen können. Gleichzeitig zeigen die jüngsten Herausforderungen im Reisesektor auch auf, was Banken vermeiden sollten – etwa die Abwertung von Prämien.
Erlebnisbasierte Prämien: Hotels und Hospitality-Marken wissen, dass Loyalität durch das Erlebnis selbst gestärkt wird. Übliche Vorteile: Zimmer-Upgrades, später Check-out, kostenloses Frühstück oder Spa-Guthaben. Dieser Fokus auf Erlebnis statt reiner Transaktion lässt sich auch im Banking umsetzen – z. B. durch kostenlose Finanzberatungen für treue Kundinnen und Kunden, die das Nutzungserlebnis über den Alltagsbanking hinausheben. Solche Benefits fördern emotionale Loyalität: Die Kundschaft fühlt sich wertgeschätzt – das stärkt die Bindung.
Personalisierung und flexible Einlösung: Viele Hotels erlauben inzwischen, Punkte nicht nur für Übernachtungen, sondern auch für Restaurantbesuche, Spa-Behandlungen oder bei Partnerferienhäusern zu verwenden. Banken sollten ähnlich vielfältige Einlösemöglichkeiten bieten – z. B. durch direkte Verrechnung mit Transaktionen (als Gutschrift), Einlösung für Erlebnisse (Konzerttickets, Reisepakete im Bank-Portal) oder Spenden an soziale Projekte.
Ganzheitliche Sicht auf den Kundenwert (Share of Wallet): Laut McKinsey erfassen Hotels im Schnitt nur 50 % der gesamten Reiseausgaben ihrer Gäste (verglichen mit ca. 60 % bei Airlines) – ein Anreiz, die Treueprogramme auszubauen. Auch Banken könnten Kunden durch Bonusprogramme belohnen, wenn sie zusätzliche Produkte abschließen (z. B. ein Investmentkonto) oder mehrere Services bündeln (Girokonto, Hypothek und Depot). Dies stärkt die Bindung und macht einen Anbieterwechsel unwahrscheinlicher.
Community-Ansatz und emotionale Verbindung: Die Reisebranche fördert oft ein Gemeinschaftsgefühl unter loyalen Mitgliedern. Banken haben selten Communities rund um ihre Loyalty-Programme aufgebaut – könnten hier aber innovativ werden. Denkbar wären z. B. lokale Meet-ups für Geschäftskundinnen und -kunden oder exklusive Online-Foren mit Finanz-Tipps und Sonderinhalten für bestimmte Loyalty-Tiers. Solche Initiativen vermitteln: Wer Kunde oder Kundin dieser Bank ist, gehört zu einer privilegierten Community.
Keine Entwertung der Loyalität: Wenig ist frustrierender, als wenn mühsam gesammelte Punkte plötzlich weniger wert sind oder die Prämienbedingungen verschärft werden – wie es nach der Pandemie bei vielen Reiseprogrammen der Fall war. Wenn eine Bank z. B. verspricht, dass 10.000 Punkte = 100 € sind, sollte dies nicht heimlich auf 50 € reduziert werden. Transparenz und Verlässlichkeit schaffen Vertrauen. Loyalty-Programme im Banking müssen Kosten und Prämienstruktur im Gleichgewicht halten – aber immer auf Seiten des wahrgenommenen Kundennutzens.
Fazit: Die Reise- und Hospitality-Branche zeigt Banken, wie man über die Transaktion hinausdenkt und echte Beziehungen aufbaut. Das bedeutet: Programme mit Erlebnissen anreichern, Personalisierung leben und die Bedürfnisse der Kundschaft ganzheitlich betrachten. Kunden zu feiern – wie Hotels bei einem 10. Aufenthalt mit einer kleinen Aufmerksamkeit – lässt sich leicht übertragen: etwa mit Geburtstags-Punkten oder Sonderservices für Firmenjubiläen.
Zugleich sollten Banken agil und werteorientiert agieren – denn digitale Generationen wie Gen Z oder wertebewusste Millennials verlangen nach sinnstiftenden Loyalty-Angeboten. Laut Bain empfinden nur 52 % der befragten Bankkundinnen und -kunden, dass ihre Bank im Bereich ESG (Environment, Social, Governance) gut aufgestellt ist – hier liegt ein klarer Differenzierungsansatz.
Vor allem aber gilt: Loyalität wird nicht vorausgesetzt – sie wird verdient. Durch wiederkehrenden Mehrwert und positive Erfahrungen. Dies sollte das Mantra für Banken sein.
Branche | Kundeneinbindung | Zentrales Loyalty-Instrument | Partner-Ökosystem | Personalisierungsgrad | Besonderer Loyalty-Hebel |
Banken | Banken Gering (monatlich/quartalsweise) | Punkte, Cashback, Status-Level | Mittel (Einzelhandel, Reisen, Fintechs) | Mittel bis hoch (datenbasiert, transaktionsreich) | Vertrauensbasierte Beziehungen + Nutzung finanzieller Kundendaten |
Einzelhandel | Hoch (täglich/wöchentlich) | Punkte, Rabatte, Mitgliedschaften | Stark (Marken, Tankstellen, Telekom) | Hoch (Echtzeit-Angebote) | Häufige Touchpoints + Echtzeit-Interaktionen |
Airlines | Mittel (reiseabhängig) | Meilen, Status-Tiers, Upgrades | Sehr stark (Kreditkarten, Hotelketten) | Mittel (Reiseverhalten-basiert) | Statusorientierung + aspirative Belohnungen |
Telekommunikation | Gering (monatliche Abrechnung) | Gratis-Leistungen, Rabatte, Datenboni | Begrenzt bis mittel (Medien, Handel) | Gering bis mittel (wenig differenziert) | Gebündelte Services + wiederkehrende Rechnungsbeziehungen |
Tankstellen | Mittel (wöchentliche Tankstopps) | Punkte, Partnerprämien, Rabatte | Stark (Airlines, Einzelhandel, Banken) | Mittel (besuchsfrequenzabhängig) | Alltagsrelevanz + Reichweite über Partner |
Reise & Hotels | Gering bis mittel (reisebasiert) | Punkte, Upgrades, exklusive Vorteile | Stark (Airlines, Kreditkartenanbieter) | Hoch (präferenz- und verhaltensbasiert) | Emotionale Erlebnisse + Premium-Anreize |
Integration branchenübergreifender Erkenntnisse: 5 Loyalty-Strategie-Tipps für Banken
1. Daten nutzen, um Loyalty zu personalisieren
Nutzen Sie Ihre umfassenden First-Party-Daten, um zeitlich passende, relevante Prämien bereitzustellen. Personalisierung, unterstützt durch KI, steigert das Engagement und beeinflusst Verhalten – wie es der Einzelhandel und der Kraftstoffsektor bereits vormachen.
2. Aufbau eines Partner-Ökosystems
Erweitern Sie Ihr Treueprogramm durch strategische Partnerschaften – mit Einzelhandel, Fintechs, HealthTech oder sogar Immobilienanbietern. Überlegen Sie, ob Ihre Bank als Plattform für fremde Loyalitätslösungen auftreten könnte (Loyalty as a Service).
3. Investitionen in eine nahtlose technologische Infrastruktur
Ihre Loyalty-Plattform sollte in der Lage sein, Echtzeit-Belohnungen, digitale Wallets, Omnichannel-Erlebnisse und offene APIs zu unterstützen. Reibungslose Abwicklung ist der Schlüssel zur Akzeptanz und zur Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden.
4. Messen, optimieren, verbessern
Setzen Sie klare KPIs (wie Retention oder Produktdurchdringung), beobachten Sie die Performance von Partnern und aktualisieren Sie Angebote regelmäßig. Bleiben Sie flexibel – und kommunizieren Sie Änderungen klar, um das Vertrauen zu wahren.
5. Langfristigen Kundenwert über kurzfristige Kosten stellen
Betrachten Sie Kundenbindung nicht als Marketingausgabe, sondern als Beziehungsinvestition. Ermächtigen Sie Ihre Teams, Loyalty zu leben – und gestalten Sie Programme, die alltägliches Banking in bedeutsames Engagement verwandeln.
Praxisbeispiele erfolgreicher Bank-Loyalty-Programme
Nedbank – Greenbacks
Nedbank, eine der größten Banken Südafrikas, hat mit der Neuauflage ihres etablierten Greenbacks-Programms einen mutigen Schritt gemacht. In Partnerschaft mit Comarch wurde ein modernes Loyalty-Programm entwickelt, das über ausgabenbasierte Prämien hinausgeht und auch positive finanzielle Verhaltensweisen belohnt. Punkte gibt es nun für Sparziele, Nutzung digitaler Kanäle, pünktliche Kreditrückzahlungen oder regelmäßige Kartennutzung. Je mehr Ziele erreicht werden, desto höher der Tier-Status – und desto schneller der Punktgewinn, mit Prämien von bis zu 2 % des Gesamtumsatzes.
Mit seinem flexiblen, verhaltensorientierten Modell, den Statusstufen und dem digitalen Fokus steht Greenbacks exemplarisch für den Wandel im Banking-Loyalty – mit langfristiger Bindung durch Engagement und Empowerment.
Citibank – Citi ThankYou Rewards
Das Programm von Citibank basiert auf einem Punktesystem, das sich durch hohe Flexibilität und ein starkes Partnernetzwerk auszeichnet. Punkte werden über zahlreiche Produkte gesammelt – etwa über Kreditkartenumsätze oder bestimmte Bankaktivitäten wie Kontoeröffnungen oder Hypothekennutzung – und können in nahezu alles eingelöst werden: Bargeld, Gutscheine, Reisen, Sachprämien oder Transfer zu Vielfliegerprogrammen.
Kundinnen und Kunden schätzen die Freiheit, Punkte für das einzusetzen, was ihnen wichtig ist – sei es das Tanken bei Shell oder das Buchen eines Flugs mit Singapore Airlines. Citi zeigt, wie ein Bankprogramm erfolgreich Elemente aus Einzelhandel und Airline-Loyalty kombiniert – Vielfalt und Partnerschaften.
Bank of America – Preferred Rewards
Dieses gestufte Programm basiert auf dem Gesamtwert der Kundenbeziehung (kombinierte Guthaben über alle Konten hinweg). Je höher der Status, desto mehr Vorteile: etwa Bonuspunkte bei Kreditkarteneinsatz, höhere Sparzinsen, vergünstigte oder kostenlose Bankservices sowie Rückerstattung von ATM-Gebühren. Ziel ist es, Kundinnen und Kunden zu motivieren, mehr Produkte bei der Bank zu bündeln – um so weitere Tiers zu erreichen.
Seit Einführung wird das Programm mit einer höheren Kundenbindung und einer steigenden Produktdurchdringung in Verbindung gebracht. Kundinnen und Kunden mit Preferred Rewards ziehen häufiger weitere Produkte bei der Bank in Betracht – ein klarer Beleg für erfolgreiches Retention-Management durch gestufte Anreizsysteme.
Von der Transaktion zur Vertrauensbindung
Kundenbindung im Banking tritt in eine neue Ära – geprägt von den Strategien und Erfolgsfaktoren anderer Branchen. Wer diese Impulse klug adaptiert und gleichzeitig eigene Stärken nutzt, kann Loyalty-Programme gestalten, die der Branche neue Maßstäbe setzen.
Das Ziel: Eine Kundenbeziehung, in der sich Menschen dauerhaft belohnt und geschätzt fühlen – und Banken von einer stärkeren Bindung, höherem Engagement und einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil profitieren.
Die Comarch Loyalty Marketing Platform und unsere Expertinnen und Experten machen den Weg dorthin einfacher. Entdecken Sie unsere Lösungen für Banken oder buchen Sie eine unverbindliche Beratung. Gemeinsam gestalten wir ein Loyalty-Programm, das exakt zu Ihrem Geschäftsmodell passt.
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