Production-on-demand mit Produkt-Konfigurator im B2B-Webshop

Fertigende Unternehmen stehen vor zwei großen Herausforderungen: Hoher Kostendruck zwingt zu einer effizienten Produktion, gleichzeitig haben Kunden hohe Erwartungen an die Individualität von Produkten. Dieser Druck führt zu kreativen Lösungen, für welche die neuen Technologien wie geschaffen sind: Mit dem Internet of Things und modernen ERP- und Webshop-Lösungen verschmelzen Produktion und Handel zu einer Einheit. Wie Sie den Spagat zwischen effizienter Produktion und individuellen Bestellmöglichkeiten meistern, erleben Sie in diesem Praxisbeispiel.


Das Fallbeispiel zeigt einen Bestellprozess, in dem Produkte live hergestellt werden. Der Kunde nutzt den Webshop als Kommunikations- und Informationskanal. Alle Akteure, Systeme, Produkte und Materialien entlang der gesamten Lieferkette sind miteinander verbunden, um so wenige Ressourcen wie möglich zu verbrauchen und gleichzeitig immer bessere Produkte zu entwickeln. Jeder Schritt wird dabei als digitaler Schatten in einem durchgängigen IT-System mit Comarch ERP Enterprise, Comarch Webshop, Comarch IoT und Comarch BI abgebildet.

Digitaler Schatten – B2B-Webshop als Frontend für eine Produktion on-demand




Werfen wir einen Blick auf die fiktive Firma B2B Bikes. Sie haben die Bedürfnisse von Fahrradhändlern verstanden und bieten verschiedene Arten von Fahrrädern an, die individuell nach den eigenen Designwünschen ihrer Händler gebaut werden. Dabei werden sowohl Einzelstücke als auch Prototypen für mögliche Serien angeboten.


1. Der Kunde bestellt im Webshop




Ein Fahrradhändler ist Kunde bei B2B Bikes. Er scrollt auf seinem Tablet im B2B-Webshop des Fahrradherstellers nach unten. Auf der benutzerdefinierten Website bastelt er sich ein Modell für die Frühjahrssaison zusammen und fügt einen dunkelblauen Sattel als fehlendes Element zu einem Beach-Cruiser-Bike hinzu. Der Webshop zeigt einen Preis von 1.869 EUR für den Prototyp an und speichert nach dem Klicken auf „Jetzt bestellen“ diese Konfiguration. Danach wird eine Karte eingeblendet mit einem roten Punkt an, der den Abholpunkt zeigt und den morgigen Tag und 13:00 Uhr ankündigt.


2. Ein Produkt nach dem eigenen Bedarf zusammenstellen




Nachdem der Fahrradhändler das Design festgelegt hat, will er sich mit eigenen Augen von diesem überzeugen und hat sich deshalb einen Prototyp zusammengestellt. Sollte der den Praxistest bestehen, kann der Händler seine Konfiguration ganz einfach wieder aufrufen und eine größere Serie für sein Geschäft bestellen. Der Webshop kommuniziert in Echtzeit mit dem ERP-System des Fahrradherstellers, das für alles verantwortlich ist, vom Einkauf von Teilen über die Steuerung der Produktionsprozesse bis hin zur Abwicklung der Logistik- und Verkaufsprozesse. Er zeigt nicht nur sofort den endgültigen Preis für das Fahrrad an, sondern bietet auch Informationen darüber, wann das Fahrrad zur Abholung im Geschäft in der Nähe geliefert wird.

Für den Händler ist der Einkauf erledigt, aber was passiert bei B2B Bikes?

3. Der Fertigungsauftrag wird erfasst





Die Bestellung des Händlers hinterlässt eine digitale Spur im Comarch-ERP-System des Unternehmens und in allen damit verbundenen Systemen wie dem Comarch Webshop oder der Comarch-IoT-Plattform. Diese Spur wächst mit jedem Schritt, beginnend mit der Bestellung, die im Webshop aufgegeben wurde, und der Fertigungsbestellung, die sofort erstellt wurde, sobald der Kunde seine Bestellung bestätigt hat.


4. Passgenau kommissioniert im Lager



Von nun an wird diese digitale Spur mit jeder einzelnen Aktion fortgeschrieben, die unternommen wird, um die Bestellung wunschgemäß zusammenzusetzen.

Um das bestellte Fahrrad herzustellen, werden verschiedene Teile und Materialien sowie Maschinen und Arbeiter benötigt, die sie betreiben. Das ERP-System von Comarch hat dem Fertigungsauftrag alles Notwendige zugewiesen und reserviert sogar den genauen Zeitkorridor, in dem ein Arbeiter oder eine Maschine bestimmte Arbeitsschritte ausführen muss.

Schauen wir uns also die Fabrik genauer an, in der gerade die Nachmittagsschicht begonnen hat, und sehen wir, was dort passiert, sobald der Fahrradhändler seine Bestellung aufgegeben hat: Eine Mitarbeiterin im Lager hält ihr mobiles Gerät in der Hand und erhält am Bildschirm Anweisungen aus dem ERP-System. Sie geht zum Gepäckträger, nimmt ein Fahrradteil heraus, hält ihr Gerät davor zum Scannen eines Barcodes und legt es in seinen Kommissionierwagen, dann geht sie weiter zum nächsten Gepäckträger, hier führt sie die gleiche Aktion aus. Die Lagerarbeiterin erhielt auf ihrem Mobilgerät einen Kommissionierauftrag, der alle für das Fahrrad erforderlichen Teile auflistet. Diese kann sie der Reihe nach einsammeln. Bevor sie diese in den Kommissionierwagen legt, scannt sie den Barcode auf jedem Fahrrad, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Komponenten genommen hat.

Während sie damit beschäftigt ist, die einzelnen Teile auszuwählen und in den Wagen zu legen, wird die digitale Spur länger und vollständiger – für jedes Teil, welches die Mitarbeiterin auswählt, wird ein sogenannter digitaler Zwilling erstellt, der dieses reale Bestandteil in der digitalen Welt darstellt. In einer Industrie 4.0-Umgebung verfügt jeder und alles, was an dem Prozess beteiligt ist, über einen digitalen Zwilling, mit dem IT-Systeme jeden Schritt in der physischen Welt verfolgen können.


5. Konfiguration an der Produktionslinie umgesetzt




Da die nächste Aufgabe für die Lackierstation darin besteht, dem Rahmen für das gewünschte Fahrrad seinen einzigartigen Lack zu geben, wird diese Aufgabe vom ERP-System an einen verfügbaren Mitarbeiter zugewiesen. Auch die Lackiermaschine wird instruiert über eine Konfiguration, die vom ERP-System ihrem digitalen Zwilling zugewiesen wurde. Während der Lackierer seine Arbeit verrichtet, wird die digitale Spur immer vollständiger und enthält genaue Informationen darüber, wie viel Zeit der Lackierer für die Arbeit aufgewendet hat und wie viel Farbe verwendet wurde. All diese Informationen sind jetzt auch mit dem Bestellauftrag und seiner eindeutigen Nummer verknüpft. Selbst in 15 Jahren wird es leicht herauszufinden sein, welcher Lackierer es heute Nachmittag anhand des Designs unter Verwendung der Farben von XYZ Colors bemalt hat. Auch bestimmte Chargen und die jeweilige Maschine sind klar zuzuordnen. Dies kann sehr wichtig sein, um Qualitätsprobleme zu lösen, die zum Beispiel von einer schlechten Farbcharge oder einer schlechten Konfiguration der Maschine herrühren können.


6. Webshop zeigt live den Status der Produktion – und ermöglicht Änderungswünsche



Und auch der Fahrradhändler kann auf Informationen zugreifen, zumindest soweit ihm das Fertigungsunternehmen dies gestattet. Er muss sich nur im Webshop anmelden und kann sich bereits das Bild seines frisch gestrichenen Rahmens ansehen, das nach dem Malen in der Qualitätskontrolle aufgenommen wurde. So hat der Kunde die Gelegenheit, den Weg seines Fahrrads durch den Produktionsprozess verfolgen, wo in 30 Minuten das 8-Gang-System installiert wird. Vielleicht fallen ihm jetzt noch Fehler in seiner Bestellung auf, zum Beispiel, dass er sich verrechnet hatte und eigentlich nur 3 Gänge braucht. Kein Problem – B2B Bikes bietet seinen Kunden die Möglichkeit, jedes Detail ihres Fahrrads zu ändern, auch wenn die Produktion noch läuft. Da das Getriebe noch nicht eingebaut ist, steigt der Fahrradhändler im Webshop einfach in die Konfiguration seines Fahrrads ein und ersetzt das 8-Gang-System durch das 3-Gang-System. Er wird sogar weniger bezahlen, da das neue System günstiger ist. Sobald er seine Änderungen gespeichert hat, erhält der Lagerverwalter die Aufgabe, das 3-Gang-System zur Arbeitsstation zu bringen, wo es montiert wird. Hier zeigt das Display mit den Anweisungen für den dortigen Arbeiter abermals, wie das 3-Gang-System zu installieren ist und wie das 8-Gang-System mit „Zurück zum Lager“ wieder entsprechend einzulagern ist.


7. Alles auf einen Blick: Produktionsleiter kontrolliert im ERP



Währenddessen werden im Büro des Produktionsleiters alle Daten in einem Produktions-Dashboard dargestellt, das mit Live-Daten von der Comarch IoT-Plattform, Comarch ERP und Comarch BI gespeist wird. So kann der Leiter in Echtzeit verfolgen, was zu jedem Zeitpunkt passiert, ob alle Aufträge wie geplant ablaufen oder ob sie hinter dem Plan zurückbleiben und daher Änderungen erforderlich sind. Diese Änderungen können problemlos in Comarch ERP durchgeführt und dann in neue Anweisungen für alle Mitarbeiter und Maschinen umgewandelt werden. Dank der Fähigkeit, schnell auf Änderungen in den Produktionsprozessen zu reagieren, verbessert sich die Gesamtanlageneffektivität (GAE) oder englisch Overall Equipment Effectiveness (OEE), die für jeden Produktionsleiter am wichtigsten ist.


8. Live-Einblicke für alle Beteiligten



Dank der digitalen Ablaufverfolgung, die in Echtzeit aktualisiert wird, werden nicht nur Mitarbeiter in verschiedenen Abteilungen von B2B Bikes über den aktuellen Status des Fertigungsauftrags informiert und können daher ihre Aufgaben besser vorbereiten. In dem Lagerhaus, welches für die Sendungen verantwortlich ist, weiß die Versandabteilung, dass sie für die Sendung, die um 18:00 Uhr abfährt, noch das bestellte Fahrrad einplanen muss, das um 17:40 Uhr zum Verpacken bereit ist. Auch der Kunde sieht vom ersten Produktionsschritt bis zur Auslieferung an das Geschäft, in dem er es abholt, genau jede Bewegung seines Fahrrads. Hat das Prototyp-Bike seinen Härtetest bestanden, so kann er ganz einfach eine Liste mit den gewünschten Spezifika im Webshop hochladen und erhält nun die Bestellung für sein Geschäft. Hier lassen sich nun Verfügbarkeit, tatsächlicher Lagerbestand und vieles weitere einsehen und er hat sogar die Option, eigene Preisvorschläge abzugeben und so im Webshop direkt mit seinem Produzenten zu kommunizieren. Die Möglichkeiten sind groß – je nachdem wie viele Freiheiten Hersteller ihren B2B-Kunden zugestehen möchten.

Wie offen die Grenzen sind, sehen Sie in weiteren innovativen Cases aus der Zwischenwelt von Fertigung und Handel:
https://www.comarch.de/branchen/software-einzelhandel/fallstudien/
https://www.comarch.de/branchen/digitale-fertigung/fallstudien/

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